Serena Demaria

Die Griechischen wörter in den koptischen manichaica

Studien über die griechiscen. Entlehnungen in den koptischen publizierten manichäischen Texten

Informazioni
Collana: Indo-iranica et orientalia
2007, 149 pp.
ISBN: 9788857500836
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Sinossi

Die weiter zurückliegenden Kontakte, die sich in den vorkoptischen Beziehungen zwischen Griechen und Ägyptern abspielten, verursachten die Präsenz griechischer Entlehnungen in der koptischen Sprache. Der starke zweisprachige Charakter des hellenistischen Ägyptens erlaubte das Eindringen aller griechischen Wortarten ins Koptische. Der Grad der Zweisprachigkeit bedingt die Form der entlehnten Elemente. Ein korrektes Entlehnen beweist eine Sprachkenntnis der Quellsprache. Die historische und soziale Dimension Ägyptens zur Zeit der Verfassung der manichäischen Texte (4.-5. Jh.) beeinflusste die Annahme griechischer Wörter, weil das Griechische seit langem die Verwaltungssprache war. Die sprachliche Konkurrenz war im 4.–5. Jh. noch produktiv, d.h. der griechische Wortschatz war ein Reservoir sprachlicher Innovation.
Die neue Disziplin der Linguistik, die so genannte Sprachkontaktforschung, untersucht sprachliche Umstände, bei denen sich zwei oder mehrere Sprachen in Kontakt befinden. Dieser Sprachkontakt entsteht aus einer Bewegung. Diese Dynamik produziert verschiedene Phänomene, deren sichtbarster das Entlehnen ist. Bei der genannten Disziplin sind Fragen, die das „wie“ und „warum“ der Übernahme eines Wortes durch eine andere Sprache betreffen, von Belang. Dagegen interessiert sich die Sprachkontaktforschung nicht für das Problem, welche Form von Entlehnung vorliegt (Fremd- bzw. Lehnwort).
Die Analyse der Präsenz griechischer Wörter im Koptischen wurde lange Zeit von der Zweiteilung Fremd – Lehnwort sehr stark beeinflusst. Daher fanden die griechischen Entlehnungen als Fremdelemente keine Aufnahme in koptische Wörterbücher. Vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung wurden die im Koptischen vorkommenden griechischen Elemente meines Erachtens unter einer wenig zufrieden stellenden sprachwissenschaftlichen Perspektive beurteilt. Diese griechischen Elemente wurden nicht zum koptischen Sprachgut gezählt, sondern wurden als fremde Elemente interpretiert. Die einschlägige Forschung produzierte nur einfache Wortlisten. Mein Ansatz, der von einer starken Zweisprachigkeit ausgeht, erlaubt eine solche Überbetonung der Fremdartigkeit des Griechischen im Koptischen nicht.
Die Anwesenheit griechischer Entlehnungen im Koptischen ist ein Indiz dafür, dass es einen Kultur- bzw. Sprachkontakt gab, dessen Ergebnisse noch nicht etabliert waren. Ein erstes Resultat dieses Kontakts war die Herausbildung des koptischen Alphabets. Hier erfolgte nach der ersten Interpretation und Identifizierung der griechischen Elemente auf der Grundlage des Ägyptischen, die erste graphemische, aber auch phonetische Integration.
Die Quellen zeigen nur gelegentlich eine z. B. phonologische Integration, die teilweise dem römisch-byzantinischen Griechischen zuzuschreiben ist. Das weist darauf hin, dass der Verfasser der Manichaica sogar eine tiefe Sprachkenntnis des Griechischen hatte. Allgemein haben die Entlehnungen ihre korrekte ursprüngliche Form beibehalten. Die Wahl einer Entlehnung anstatt eines einheimischen Worts hat soziokulturelle Gründe. Letztere können in der Gesellschaft oder bei den Individuen gesucht und gefunden werden. Solche Entscheidungen zugunsten der Entlehnung zeugen von einem hohen Prestige des Griechischen in Ägypten und gelegentlich sogar von der Psychologie der Verfasser.
Die griechischen lexikalischen Elemente sind als Sprachgut der koptischen Sprache zu betrachten, deshalb sagt ihre Präsenz überhaupt nichts über die Quellsprache aus, die hinter dem Text steht. Sowohl die Qualität als auch die Quantität der Entlehnungen sind keine Faktoren, eine griechische Vorlage anzunehmen.
Man bemerkt einen Unterschied zwischen den Kephalaia und den Psalmen bei der Verwendung griechischer Lexeme. Die Ersten zeigen eine Vorliebe für Entlehnungen, während die Zweiten statt dessen die entsprechenden Äquivalente benutzen.
Die koptischen Manichaica sind das Produkt einer Gesellschaft, in der der Sprachkontakt üblich war und ein solches Phänomen wird durch das Material aus der Dakhleh Oase bewiesen (griechische, koptische und syrische Fragmente). Die Kephalaia aber auch die Homilien können koptische Originaltexte sein, die aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Materialien kompiliert wurden.

Serena Demaria studierte Orientalistik (Storia Orientale) an der Universität Bologna und nahm am Oberseminar Koptisch bei Prof. Dr. Hans Quecke am Pontificio Istituto Biblico in Rom teil. 1997 hat sie ihren Hochschulabschluss erlangt. 2003 wurde sie am Orientalischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg promoviert . Sie nahm an unterschiedlichen internationalen Kongressen teil und publizierte verschiedene Vorträge sowie eine Monographie zur Astrologie in koptischen manichäischen Texten. An der Universität Bologna, Außenstelle Ravenna unterrichtet sie Religionswissenschaft und arbeitet an einer italienischen Edition manichäischer Texte der Lorenzo Valla-Mondadori Stiftung.